Gute Technik stirbt jung…

Fernseher-Techniken im Vergleich (Q: Friedrich Gierlinger, IRT)

Fernseher-Techniken im Vergleich (Q: Friedrich Gierlinger, IRT)

…zum Glück gilt das ausnahmsweise weder für meine Gadgets noch Basteleien, sondern ist die Punchline unter dem Kommentar des freundlichen Fernsehhändlers im Kiez:

“Plasmafernseher sind so gut wie tot. Na, sind wir ehrlich: die haben die Medien totgeschrieben.”

Die Bösen.

In der Diagnose, dass Plasma-TVs ihren immer noch schlechten Ruf eigentlich nicht verdienen, hat er hochmögende Messingenieure auf seiner Seite, wie ich mal auf einer IFA-Vorabschau erfahren habe [mehr].

Konsequenz: Bei den Plasmaflachglotzen sind Schnäppchen zu machen. Das Monstergerät, das meinem Auge wohlgefällt, ist garantiert fünf- bis sechshundert Euro besser als ein vergleichbarer LCD-Fernseher. (Selbst in Full-HD-Auflösung, die ich ansonsten als teuer-überflüssigen Marketingschnickschnack abtue – durchaus in Übereinstimmung mit den befragten Fernsehhändlern.)

(Nur: was soll ich in meinem Wohnzimmer mit über einem Meter Bildschirmdiagonale? Dass meine Liebste zurecht anmerkt, irgendwann zieht man auch mal wieder um, ist da ein schwacher Trost…)

Jubelmeldung und unterdrückte Panik

Miss Ifa 2008 (Quelle: gfu/ifa-Presse)Hans-Joachim Kamp trieft die Zufriedenheit aus allen Knopflöchern. Das Aufsichtsratsmitglied des IFA-Veranstalters gfu vermeldet eine Jubelmeldung nach der anderen – was Wunder, es war EM, Fernseher haben sich verkauft wie geschnitten Brot; die meisten Kollegen scheinen sich allerdings vor allem für Fotos der nächsten “Miss IFA” zu interessieren. (Wen’s wirklich interessiert: die gfu-Marktzahlen finden sich hier.) Und doch glaube ich eine leise Note der Panik aus der Jubelarie herauszuhören, und das hängt mit Herrn E. zusammen.

Herr E. ist ein freundlicher älterer Herr, der offen zugibt, kein Technikfanatiker zu sein. Das muss er auch nicht, weil er für eine besondere Publikation schreibt: für ein Händlermagazin. Und Herr E hat mir vorher erzählt, was Tag um Tag bei den Fernsehschubsern passiert: da mühen sie sich Stund um Stund, dem mäßig geneigten Kunden zu erläutern, wofür er 100HZ-Technik braucht und FullHD, CI-Ports und HDMI-Ports, 24p-Fähigkeit und Kontrast oberhalb 2000:1, zoned backlight und multiple upscaling. Und dann, nachdem er das alles geschluckt hat, fragt der Kunde: “Kommen nicht sowieso bald die neuen Laser-Fernseher?” – und verlässt den Laden. Innovationszyklen wie beim PC; Verkauf über Preis und Features – die Branche tut sich mit den Usancen der Digitalkrempelwelt schwer. Continue reading

Sharp wird teurer

Fernseher verkaufen macht nicht mehr richtig Spaß: wie bei den PC sind die zugkräftigsten Verkaufsargumente inzwischen fortgeschrittene Featuritis und niedriger Preis. Mit zum Teil erheblichen technischen Kompromissen erkauft, wie der Sharp-Manager säuert.

Um sich abzusetzen, hat sich Sharp u.a. bei Arte eingekauft; der Sponsoringdirektor entsetzt die Anwesenden, indem er auf französisch beginnt.

Klasse statt Masse. Premiumsegment. Große Größen. Full HD und 100HZ. Hochwertige Verarbeitung. Trainierte Fachverkäufer. – Den Kram habt ihr uns doch alle schon im letzten Jahr erzählt, Leute! Vorschlag an den Veranstalter: wollt ihr nicht mal einen einladen, der’s uns so richtig billlig macht – so als Kontrast?

Gemein sein zu Mittelständlern!

Jetzt bin ich mal richtig gemein zur Firma Metz. Zunächst einmmal bin ich wild entschlossen, den Sperrfrist-Hinweis auf der Presse-CD einfach zu ignorieren (wenn ich Dinge von dieser CD schon vor dem 18. August veröffentliche: verfolgt mich die 80-jährige Inhaberin Helene Metz dann persönlich?) Nein, auf Metz hacke ich jetzt herum.

Sie machen es einem aber auch zu einfach: angefangen bei der Pressetante, die ihren Einleitungstext von Holz hält – sprich: ein Papier hat – und genauso klingt’s dann auch. Über den Geschäftsführer, der ausgerechnet Norbert Kotzbauer heißt und eine ganz altertümliche Erfolgsgeschichte erzählt, vom Familienunternehmen, das bis heute “made in Germany” verkauft, nicht an die Geizistgeils dieser Welt übrigens, mit rund 700 Mitarbeitern und nicht ganz 130 Millionen Umsatz. Und dann statt eines glatten Werbeagentur-Imagetrailers ein handgeschnitztes Videofilmchen mit Statements von sehr, sehr authentisch stolpernden Fernsehfachhändlern.

Verdammt modernes Unternehmen, das.

„Warum gibt es eigentlich Metz noch?“, fragt Dr. Kotzbauer zu Beginn und wirkt dabei nämlich gar nicht hölzern, sondern gibt ein Musterbeispiel gut verhohlenen Selbstbewusstseins. Man kann nämlich mit dem Ruf, ein altbackener Qualitätshersteller zu sein, sehr gut leben, wenn man zukunftssichere Geräte baut. Und einem die Fachzeitschriften das immer wieder bescheinigen. Kotzbauer legt vor: GfK-Studien ergeben, dass Metz einen “Premium-Aufschlag” von 120 Prozent verlangen kann – das heißt: die Kunden akzeptieren bei diesem Hersteller einen mehr als doppelt so hohen Preis. „Damit können wir uns weitgehend aus dem Preiskampf heraushalten“, sagt der Geschäftsführer mit feinem fränkischen Understatement.

Und die Neuheiten?

Auch Metz setzt vor allem auf den richtigen Chip. FullHD-Auflösung, also 1920×1080, mit 100Hz und Bildkorrektur, das ist Standard. Ebenso wie der Sensor frü die Hintergrundbeleuchtung. Die Möglichkeit, eine Festplatte nachzurüsten und dann einen Rekorder schon im Fernseher zu haben, bietet Metz seit Jahren. “Sirius” heißt das Teil. Und es hat einen echten Ausschalter – keine Standby-Taste. Auch nett: Geräte bis zurück zum Baujahr 2005 kann man nachträglich auf HDTV-Empfang (digitales Satelliten-Fernsehen nach DVB-S2) nachrüsten…

PS: Toshiba ist bockig…

…und wird auch nach dem angekündigten Ende von HD-DVD keine Blu-ray-Laufwerke verbauen; im Multimedia-Laptop nicht und im Player auch erst mal nicht. Lieber vergrößern und verbessern sie SD hoch.

Und: die “Cell”-Technik in den Fernsehern hat mit dem Cell-Prozessor in der PS3 nüscht zu tun. Um die Verwirrung komplett zu machen, ist dann aber in den erwähnten Qosmio-Mediacenter-Laptops einer als Koprozessor mit drin (ich dachte, unspezifische Koprozessoren sind mausetot? Dieser hier hat sogar vier Kerne!) und erledigt so lustige Dinge wie Gestenerkennung – nicht mehr klicken, sondern knicken, den Daumen nämlich. Dem Computer die Handfläche entgegenstrecken und so zeigen: “Stop!” Lustig.

Der “Radiergummi” ist ein Fernseher!

…jetzt hab’ ich’s auch erkannt; war zu blöd für den Gag. Sorry, Toshiba.

Der USB-Stick ist ein Fernseher aus Gummi, kein Radierer.

Ansonsten Biometrie-Alarm bei den Laptopslern: Anmeldung soll nach Toshiba-Vorstellung in der gamer-orientierten “Qosmio”-Klasse per Gesichtserkennung stattfinden. (Die nächst größeren haben natürlich auch Fingerabdrucksensoren.)

Toshiba zum Fernseher: “Think!”

Intelligentere Fernseher sind das Leitmotiv bei Toshiba: mehr Rechenpower, soll heißen: leistungsfähigere Chips. Die braucht man, weil sich bei der Qualität des Displays nach Toshiba-Diagnose bei weitem nicht mehr so viel tut wie bei der Signalaufbereitung.

Weshalb? Weil man mit einem hochauflösenden Fernseher eigentlich nichts anfangen kann derzeit. “Da kommen die Leute nach Hause, pömpeln die Antenne in den Fernseher und sind – enttäuscht, um noch das Wenigste zu sagen.”

Toshibas Wir-rechnen-alles-schön-Logo \

Die Konsequenz: T. setzt auf leistungsfähige Bildverbesserungs-Verfahren, die aus einem herkömmlichen Fernsehbild (Branchenkauderwelsch: “SD”, Standard Definition) etwas berechnen, was so aussieht, als sei es speziell für die wunderbare neue Flachbildscheibe produziert.

Negative Seite der schönen neuen Welt: die Rechenpower braucht man eben auch für Content Management – sprich: Kopierschutz. Der Kunde bezahlt also wieder mal Technik mit, die er nicht braucht, nicht will, und die gegen seine Interessen ist.

Die Rechenleistung ermöglicht übrigens ein Cell-Prozessor – wobei wir wieder beim unausgesprochen “Think”-Motto wären, denn das stammt ja auch von IBM.

Dass die Glotzen nochflachernochschmaler werden müssen, versteht sich von selbst. Sind wir nicht alle ein bisschen Premium?

Nett der in eine Art Radiergummi verpackte USB-Stick mit der digitalen Pressemappe.

IFA vorab: Unbrauchbare Mikrowellen!

Fujitsu Siemens baut jetzt Laptops, Rechner und Server im einheitlichen schwarz-weißen Design. Ach was. Und nur noch drei Marken (für Privatnutzer, Geschäftsleute und BOFHs) statt bisher fünfzehn. “Hinter jedem Namen stehen Menschen, die darum kämpfen, das war für uns durchaus auch eine Lerngeschichte”, sagt die Marketingdame. Kann Siemens ja schon mal üben.

Interessanter der Usability-Experte Tim Bosenick, der bis zur Abwürgung zugunstend der Fujitsus reden durfte und dem ich jetzt hinterhergehe. Seine Vision: eine Welt, in der die Mehrheit aller Kunden bei der Mehrheit aller Geräte die Mehrheit aller Funktionalität bedienen kann – ohne Bedienungsanleitung. Da inzwischen selbst Mikrowellen nicht mehr zu bedienen sind, keine Selbstverständlichkeit: Techniker bauen Geräte, die man nach Wattzahl einstellt statt nach Gericht – und dann gibt’s auch immer noch Betriebsanleitungen aus dem Babelfish: “User browsing” wird zu “Kunde grasen” – hübsch. Bosenick macht natürlich Werbung für seine Vision und seine Firma SirValUse – sei ihm gegönnt.

Quasi-Microblogging von der IFA Preview

Noch nicht erleuchtet: der untergeek auf der IFA Preview MünchenFünf Uhr aufgestanden, ein paar Minuten getrödelt und noch gerade eben so den Zug erreicht – aber doch gut in München auf der Journalisten-Preview zur IFA angekommen. Wobei ich mir den ersten Tag gespart habe – noch nichts Neues von der “Weißen Ware” also, die in Form von Mikrowellen, Kühlschränken und Waschmaschinen erstmals auf die Fernsehermesse IFA drängt. (FUNKausstellung – nur die internetfähigen Kühlschränke?)

Diese Neuerung auch im Mittelpunkt der gnädig verpassten Einleitungsworte vom Messe-Chef. Blablabla größte CE-Messe plus größte Home-Appliance-Messe blablabla (CE steht übrigens für Consumer Elektronik, Fernseher und Stereoanlagen also, HA für Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen und eben Kühlschränke) – Begründung ist mir verborgen geblieben, irgendwas mit “erfolgreicher Plattform mit hoher Medienwirksamkeit”. In altem Sprech: Braune und weiße Ware auf einer Messe – ob das gut geht?

Erfreulich ist, dass der EEE immer noch für ein Gespräch gut ist – selbst hier, unter lauter bestinformierten Tech-Journalisten.