Hans-Joachim Kamp trieft die Zufriedenheit aus allen Knopflöchern. Das Aufsichtsratsmitglied des IFA-Veranstalters gfu vermeldet eine Jubelmeldung nach der anderen – was Wunder, es war EM, Fernseher haben sich verkauft wie geschnitten Brot; die meisten Kollegen scheinen sich allerdings vor allem für Fotos der nächsten “Miss IFA” zu interessieren. (Wen’s wirklich interessiert: die gfu-Marktzahlen finden sich hier.) Und doch glaube ich eine leise Note der Panik aus der Jubelarie herauszuhören, und das hängt mit Herrn E. zusammen.
Herr E. ist ein freundlicher älterer Herr, der offen zugibt, kein Technikfanatiker zu sein. Das muss er auch nicht, weil er für eine besondere Publikation schreibt: für ein Händlermagazin. Und Herr E hat mir vorher erzählt, was Tag um Tag bei den Fernsehschubsern passiert: da mühen sie sich Stund um Stund, dem mäßig geneigten Kunden zu erläutern, wofür er 100HZ-Technik braucht und FullHD, CI-Ports und HDMI-Ports, 24p-Fähigkeit und Kontrast oberhalb 2000:1, zoned backlight und multiple upscaling. Und dann, nachdem er das alles geschluckt hat, fragt der Kunde: “Kommen nicht sowieso bald die neuen Laser-Fernseher?” – und verlässt den Laden. Innovationszyklen wie beim PC; Verkauf über Preis und Features – die Branche tut sich mit den Usancen der Digitalkrempelwelt schwer.
Auch Friedrich Gierlinger kann da nur bedingt weiterhelfen. Der Ingenieur arbeitet für das IRT, eine Forschungseinrichtung, die vor allem von ARD und ZDF getragen wird. Der Laser-Fernseher ist vom Prinzip her eine feine Sache – wie ein Beamer mit Mikrospiegel-Technik, aber eben mit dem Vorteil, dass ein Laserstrahl immer scharf ist und man damit ein extrem großes Farbspektrum abbilden kann, theoretisch. Aber leider, leider, leider neigen rote Laser noch zum Altern, und muss man das erst auf Standard-Bildschirmfarben umrechnen… DIE Killertechnik für den Fernseher, die gibt’s nicht, und Hoffnungsträger wie die organischen Displays haben auch noch ihre Kinderkrankheiten. (In diesem Fall ist das die Tatsache, dass organische Materialien gerne altern und man sie deshalb extrem gut von Luft und Wasser abkapseln muss, was mal besser gelingt, mal schlechter.)
Sehr freundlich finde ich deshalb von Herrn Gierlinger, dass er mir seine Präsentation zur Verfügung gestellt hat, weshalb ich unten stehendes Überblicksblatt einfügen kann. Es bietet eine grobe Orientierung, erhebt aber nicht den Anspruch, für alle Geräte und Einsatzfälle exakt zuzutreffen.
Leider musste ich den freundlichen Ingenieur ziemlich hetzen, um noch ein Interview zu bekommen, denn Panik herrscht an diesem Donnerstag auch in der hr-iNFO-Redaktion: gleich drei Kollegen sind krank, weshalb ich in einen ICE3 springe, der an diesem Tag gerade noch fährt, und zurück nach Frankfurt eile. Vorzeitig. IFA-Preview beendet.
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