Wenn das Trackpad nicht mehr klickt: Macbook Air M1 (2020) reparieren

Plötzlich hat es nicht mehr geklickt: Das Trackpad im Macbook Air M1 (Apple Silicon, Ende 2020 gekauft) schien sich verklemmt zu haben, zumindest gab es keinen Klick, wenn man auf das Trackpad drückte – ich konnte nichts mehr anklicken; ohne externe Maus war der Laptop unbrauchbar. Das Problem ließ sich aber relativ schnell beseitigen.

Nur ein paar kurze Notizen, auch falls jemand gute Tipps sucht.

  • Schnelle Abhilfe: Den „Antippen“-Klick aktivieren. In die Einstellungen fürs Trackpad gehen und einen Haken bei „Klick durch Tippen“ setzen. Dann wird der Mac wenigstens wieder brauchbar.
  • Es ist womöglich kein Hardware-Problem. Der fühlbare Klick, den das Trackpad zurückgibt, wird nicht von einer Feder erzeugt, sondern von einer kleinen Reihe von Elektromagneten – die Technologie wird in diesem Beitrag auf pocket-lint.com gut erklärt. Was aber heißt: Wenn das Trackpad nicht mehr klickt, ist möglicherweise die Firmware schuld, oder das Betriebssystem hat sich vergaloppiert. Angeblich soll es helfen, in den Trackpad-Einstellungen alles mit „Haptisches Feedback“ einmal kurz zu deaktivieren, bei mir hat möglicherweise geholfen, dass ich den Akku abgeklemmt habe. (Oder auch nicht – was ich getan habe: dazu gleich mehr.)
  • Trackpad selber tauschen. Ein moderneres Apple-Gerät aufzuschrauben ist tendenziell eine dieser Warum-tue-ich-mir-das-an-und-überlasse-es-nicht-den-schnöseligen-Typen-von-der-Genius-Bar-Aktionen, aber so schwer ist es dann auch nicht. Mir hat eine Dreiviertelstunde Basteln vermutlich einen mittleren dreistelligen Betrag gespart – was ich ja schon kenne. Also: Nur Mut, es ist auch für Durchschnittsbastler:innen möglich – MIT! DEM! RICHTIGEN! WERKZEUG!
  • Werkzeuge für die Macbook-Air-Reparatur. Ohne die geht’s nicht. Ich habe ohnehin einen Satz Handyschrauben-Torx-Bits auf Lager und dazu bei Schweine-Amazon dieses Kit geordert (kein Affiliate-Link; kauft gern woanders.) Man braucht:
    • einen Pentalobe-P5-Schraubendreher (für die speziellen Apple-Gehäuseschrauben mit dem fünfzackigen Loch)
    • einen Torx-T4-Schraubendreher für die Trackpad-Kabel-Halterung
    • einen Torx-T5-Schraubendreher für das Trackpad selbst
    • eine Lupe
    • eine Pinzette
    • …wie üblich empfehle ich ein Schälchen oder eine Magnetmatte, um die verschiedenen Schraubentypen sicher und getrennt aufzubewahren, ordentliches Arbeitsplatz-Licht, eine Arbeitsplatz-Matte.
  • Schritt-für-Schritt-Anleitung. Die Anleitung von ifixit ist wie immer vorbildlich; von mir noch den Extra-Tipp, dass man wirklich die Beschreibung für jeden Schritt zu Ende liest, ehe man ihn ausführt (und vielleicht auch auf den nächsten schaut.) Sonst kann einem beispielsweise die Warnung entgehen, dass auf dem Trackpad Distanzscheiben liegen – die runterfallen, wenn man das demontierte Trackpad umdreht. Lesen spart eine Menge unwürdiges Herumrutschen auf den Knien.
  • Reparatur-Support von Apple. Ernsthaft. Ein bisschen. Die „Right-to-repair“-Gesetzgebung hat Apple in Bewegung gesetzt: Wer sein iGerät unbedingt selbst zerreparieren will, bekommt von Apple jetzt Informationen und Ersatzteile – es darf nur noch nicht zu alt sein, das iGerät. Und man sollte in den USA wohnen, hehe. Immerhin: Für den Macbook Air gibt es das Apple-Service-Manual als PDF zum Download. Auch ein Austausch-Trackpad bietet der US-Shop für knapp 100 Dollar an; ob ich es auch aus Europa hätte bestellen können, kann ich nicht sagen. Und am Ende reißt sich Apple wohl auch nicht gerade ein Bein aus, um Bastlern zu helfen. (heise.de). Am Ende hilft dann doch eher der Gang zum freundlichen türkischen iphone-Dealer.

Bliebe nur noch mal klar aufzulisten, was ich denn jetzt eigentlich getan habe, damit das Trackpad wieder klickt.

  • Werkzeug gekauft.
  • Den Mac geöffnet und das Akku-Kabel abgeklemmt. (Ich würde dringend raten, nach diesem Schritt den Akku kurz wieder anzuklemmen und zu testen, ob das Trackpad nicht schon wieder funktioniert.)
  • Das Trackpad ausgebaut und böse angeguckt. Ein wenig an den Federn gebogen.
  • Die Gehäuse-Aussparung für das Trackpad ausgewischt, um irgendwelche Krümel oder ähnliche mechanischen Störungen zu entfernen.
  • Das Trackpad mit den Distanzscheiben wieder eingebaut. Dabei die Distanzscheiben mit einer Schieblehre vermessen, nachdem ich im Service-Manual gesehen habe, dass es sie in verschiedenen Dicken gibt. Die 0,1mm starken oben, zur Tastatur hin, eingesetzt, die 0,15mm starken an der unteren Gehäusekante.
  • Alles wieder zusammengebaut und -geschraubt; der heikelste Teil war dabei der möglichst gewaltfreie Wiederanschluss des Akku-Steckers, aber auch das ZIF-Steckerchen für das Trackpad-Flachkabel links unten (kleiner Plastikbügel! Vor dem Entfernen hochklappen, nach dem Wiedereinsetzen wieder runterdrücken!) und der Platinenstecker fürs Trackpad neben dem Akku-Stecker sind nicht ohne.
  • Ans Netzteil angeschlossen, angeschaltet und… geht.

 

Ich habe mit einem Uhrmacherschraubenzieher und Stocherei 340 Euro an Apple gespart

War unvorsichtig von mir, das iPad auf einer Platte abzulegen, auf der auch das Launchpad und ein Keyboard standen – beim Musikmachen muss man auf diesen Geräten nun einmal herumhämmern. Unmerklich setzte sich das iPad in Bewegung, und – klatsch.

Die gute Nachricht: Das Display hat überlebt. Auch das Gehäuse war nur wenig vermackt – das angeschlossene USB-Kabel zum Hub hatte den Sturz gedämpft. Und die Kamera hatte sowieso schon länger nicht mehr fokussiert. Dass es auch eine schlechte Nachricht gab, wurde mir erst zuhause klar, als ich das Ladekabel einstöpseln wollte und scheiterte: Der Lightning-nach-USB-Adapter, an dem das iPad hing, war in der iPad-Buchse abgerissen.

Na gut: da, wie gesagt, die Kamera ohnehin eine Macke hatte, habe ich einen Termin bei den Apple-Reparaturleuten vereinbart, im Apple-Sprech: an der Genius Bar. Den üblichen Zirkus mitgemacht: dumm rumgestanden, wieder weggeschickt worden, angestellt, nach 15 Minuten festgestellt, dass der Termin nicht stimmte, netterweise einen neuen bekommen, weggegangen, wiedergekommen, gewartet. Es ging ja nur um eine kurze Begutachtung.

Nach etwas Wartezeit kommt eine Endzwanzigerin auf mich zu. Sie duzt mich penetrant. Sie schaut sich das iPad nicht wirklich an – nimmt nur die Macken und Kratzer in ihr Protokoll auf. Das müsse wohl ausgetauscht werden, ich müsse nur noch unterschreiben.

Auf dem Reparaturauftrag steht ein Betrag von sage und schreibe 340 Euro.

Unterschreib endlich: Der Reparaturauftrag mit dem abgebrochenen Steckerstück, der das iPad „irreparabel“ machen sollte

Der Preis schockiert mich. Ich habe noch sehr genau im Kopf, dass ein iPad Air 2 derzeit für etwa diesen Betrag gehandelt wird und mit 128GB Speicher nicht arg viel teurer ist. Ich lehne ab, den Auftrag zu erteilen. Damit hat die Endzwanzigerin offensichtlich nicht gerechnet, aber letztlich ist es ihr auch egal.

Für 340 Euro, denke ich, kann man eine Menge pfuschen. Eine Pinzette verbiegt, ebenso zwei Nadeln, mit denen ich versuche, das abgerissene Steckerstück herauszuziehen. Ein kurzer Blick zu iFixit verrät mir, dass die Buchse zwar nicht verlötet ist und sich deshalb gut austauschen lassen müsste – dass es aber ganz und gar kein Spaß ist, ein iPad Air 2 auseinanderzunehmen. (iPad-Gehäuse erhitzen, Kleber lösen und so.) Also stochere ich auf gut Glück weiter – und schaffe es schließlich nach einer guten halben Stunde mit einem winzigen Uhrmacherschraubenzieher, das Bruchstück herauszuhebeln. iPad ans Ladekabel – läuft. Glück gehabt.

Die Moral? Nicht die übliche Geschichte von den bösen, unfähigen Computerladenstudis. Die waren zumindest tendenziell sehr hilfsbereit, und sie haben halt ihre Regeln. Trotzdem bin ich froh, mich dem Apple-Imperium nicht unterworfen und nur mit meinem Werkzeug einen kleinen Sieg erkämpft zu haben: I’m not a number, I’m a free nerd!

Und die Geschichte meiner Hassliebe zu Apple ist um eine Episode reicher.