Per Brief Schluss machen

Tut mir Leid, meine Liebe, was ich dir jetzt sagen muss, aber – ich mach’s kurz: das war’s mit uns.Und mehr noch: Ich will, dass du ausziehst und Platz machst für eine andere.

Ich habe nur die eine Erklärung dafür, und ich weiß, dass es abgedroschen ist wie nur was: Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir sind uns im Netz begegnet, und als ich sie das erste Mal gesehen habe, war’s um mich geschehen. Wie das halt manchmal so läuft. Und es ist nicht wahr, wenn du jetzt sagst, ich hätte mich doch schon vorher umgeschaut nach einer anderen, sonst hätte ich sie doch gar nicht gesucht. Okay, vielleicht ist doch was dran: schonungslos offen, das habe ich mir für diesen Brief vorgenommen, Also bin ich ehrlich: Ich hatte schon länger das Gefühl, das kann es nicht sein! Das erste Mal, als mir aufgefallen ist, dass du bei weitem nicht so schlank bist, wie du tust: mit dir ist es hier im kleinen EEE-PC ganz schön eng geworden. Und darüber kann auch dein unbestreitbarer kantiger Charme nicht hinwegtäuschen.

Nein, liebe eeeXubuntu-Benutzeroberfläche, du hast mich mit deinen Eigenheiten immer wieder zum Wahnsinn getrieben. Sie liest mir dagegen jeden Wunsch von den Tastenfingern ab – sie ist so elegant und so einfach – und sie ist belesen, selbst Palm und Bluetooth spricht sie akzentfrei. Und ja verdammt, es macht viel mehr Spaß mit ihr! Auch wenn ich nicht sagen kann, dass sie schneller kommt. Und schade, dass sie so einen bescheuerten Namen hat: Easy Peasy. Aber man kann wahrscheinlich nicht alles haben.

Schau mal, ich habe sogar ein Bild von ihr:

Ist sie nicht wunderschön? Okay, ich weiß, was du jetzt sagst: dass sie eigentlich eine enge Verwandte von dir ist. Aber nein, liebe eeeXubuntu, sag was du willst: das Konzept, statt Fenstern nur Tabs aufzumachen, das ist genial. Wo es doch auf dem kleinen eee-Bildschirm wirklich um jedes Pixel und um jede rare Zeile geht.

Nein, kein Protest: morgen gehe ich auf Reisen. Mit ihr. Im EEE. Und du kommst nicht mit. Aber Reisen hast du ja ohnehin immer gehasst. Oder war das Zufall, dass du immer dann zickig geworden bist, wenn keine Updatemöglichkeit in der Nähe war?

Also mach’s gut; ich hoffe, dein von mir sehr geschätzter Pflegevater wird sich auch weiter um dich kümmern, und – das ist jetzt kein Scheiß – ich werde immer voller warmer Gefühle an dich denken. Auch wenn du mir ein ums andere Mal die Daten verräumt hast. Auch wenn ich dich immer erst mit handinstallierten WLAN-Treibern auf Trab bringen musste. Nein echt, war schön mit dir.

Delicious noch köstlicher machen

Der Social-Bookmarking-Dienst „delicious“ ist für mich ein unentbehrlicher Lesezeichenspeicher geworden. Darüber, was diese Bookmarks den Schäubles und Direktmarketern dieser Welt verrät, denke ich lieber nicht nach – dafür ist der Nutzwert zu hoch.

Allerdings wäre er noch viel größer, wenn:

  • man sich in den gebookmarkten Text hinein Anmerkungen machen könnte. Okay, die Zusammenfassung, die man schreibt, erhöht den Nutzwert schon ungemein – was weiß ich nach einem Jahr noch, weshalb ich das mal spannend fand? – aber ich lese gerade eine ungemein spannende Artikelreihe zur Zukunft des Journalismus (englisch), zu dem ich mir an so vielen Stellen etwas an den Rand schreiben möchte – wie ich’s in Lehrbüchern auch tue.
  • man Bookmarks bewerten könnte. (Note to self: geht das nicht bei Mister Wong? Scribble on note: Nein. Wobei man sich natürlich ein „Lesenswert“- oder „Sternchen“-Tag definieren könnte…)
  • das „Soziale“ an sozialen Bookmarks wirklich funktionieren würde. Abgesehen davon, dass ich neulich über das Account von Thomas Mrazek gestolpert bin und das recht launig fand: hat schon mal wirklich von euch Egozentrikern da draußen wirklich gezielt Links an jemanden gespendet? Hä?

Da das ja alles keine sonderlich originellen Gedanken sind, wird’s wahrscheinlich Zeit, sich nach einem anderen Bookmarking-Dienst umzuschauen. Einem, der das alles schon kann oder zumindest denkt. Einem, der meine delicious-Bookmarks importieren kann – und zwar möglichst, ohne wie Mr. Wong auf dem Weg meine Umlaute zu verschlucken. (Das ist tatsächlich die Schuld von Mr. Wong: in der Bookmark-Datei von delicious sind die Umlaute drin… und das von einem deutschen Angebot… Fail…)

Für gute Ideen dankbar: untergeek.

Kriegsgebiet Schreibtisch

So viel zu tun am Wochenende. Putzen, einkaufen, bügeln, das Übliche also; außerdem endlich den Brief an den Vermieter wegen des lecken Dachs, ein paar Finanzangelegenheiten, Sperrmüll anmelden, 1500 Seiten neue Weihnachtsbücher weglesen. Und im Job ist ja auch noch jede Menge. Und was mache ich?

So was.

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„Twitterview“ Basic/Schäfer-Gümbel: Karussell fahren im Hype Cycle

So, Premiere gelungen: das „Twitterview“ (wer hat sich eigentlich dieses bescheuerte Wort ausgedacht?) zwischen dem Blogleithammel Robert Basic und dem Internetwahlkampfleitpolitiker (oder? *g*) Thorsten Schäfer-Gümbel ist glücklich ausgestanden.

Wobei ein guter, alter IRC vermutlich deutlich komfortabler gewesen wäre.

Auch wenn ich noch auf das Tool „Twialogue“ gestoßen (worden) bin und natürlich dauernd eine Twitter-Suche nach dem zwischen beiden verabredeten Etikett #tsg am Laufen hatte – man musste dann dauernd noch Fenster mit den individuellen Tweets der beiden aufhaben. Wobei man dann natürlich nicht mitkriegte, was der Rest der Twittersphäre so reinrief.

Auf meinem iPhony hat mich die Hin- und Herklickerei jeweils schier in den Wahnsinn getrieben. (NB: erst später im chat hat jemand das sehr nützliche Tool tweetchat ins Gespräch gebracht. Aber auch da hätte man nicht alles mitgekriegt, weil die der Trottel sich nicht ans Taggen gehalten haben hat.)

Irgendwie wie ein Gespräch von zwei entgegengesetzten Enden einer ziemlich wilden Party, oder?Auf jeden Fall ist ein Interview bei Twitter zuallererst mal eine Irrfahrt auf dem Gipfel der Gartner’schen Hype-Cycle-Kurve.

Auf den Punkt gebracht: vor einem Jahr hätten wir Nämliches bei „Second Life“ durchstehen müssen. Uaaah.

(Nachtrag: Das Corpus Delicti u.a. hier – in einer Form, die suggeriert, das ganze wäre irgendwie lesbar gewesen.)

Jahresendräumen (2): Weshalb man nie etwas verschenken sollte, was man nicht selber haben will

Webradio mit iPod Touch und JBL-Speakern

Deshalb.

Das hier ist mein iTouchy im Herzen des iPod-Lautsprechers, den ich der Schönen geschenkt habe – meine hochempfindlichen Radioohren haben ihn unter etwa 15 verschiedenen Typen ausgemacht. Wobei ich eigentlich fest entschlossen war, das Ding überdesignt und deshalb schrottig zu finden – aber dann: beim großen Bruder mit „Koyaanisqatsi“ überraschend zu Gänsehaut gerührt worden – transparent! wuchtig! – und festgestellt, dass der hübsche Kleine dem zumindest nacheifert, so gut es bei einem derart kompakten Lautsprechersystem halt geht. Ob JBL da etwas Know-How aus den preisleistungsmäßig immer noch ungeschlagenen Control-One-Abhörboxen hat einfließen lassen? Jedenfalls: Hat meine Liebste mal wieder das richtige Näschen gehabt; die fand den kleinen Radial-Lautsprecher nämlich am schönsten.

Nun steht das Ding in der Küche – wie man sieht, auf dem antiken Früh-70er-S/W-Fernseher, der bislang unser Küchenradio ist. Dann über den AppStore das kostenlose Webradio „FStream“ gezogen – alles Wissenswerte darüber hier – und endlich Internetradio in der Küche. Yeah! Hatte nach Hendriks Kaufbericht über das Tchibo-Webradio eigentlich nur abwarten wollen, ob mir nicht doch jemand so ein Ding schenkt, was nicht der Fall war, und dann zuschlagen – aber pardon, Hendrik: ich hab’s ausprobiert, und der Radial klingt deutlich besser.

Last.FM funktioniert nach dem N-ten Update endlich auch. Horrido!  Jetzt muss ich nur noch eine Software finden, die den Medienserver anzapfen kann… (Nachtrag: inzwischen gefunden… siehe unten letzter Absatz)

Einziger Nachteil des neuen Webradios: der iPod ist meiner, der Lautsprecher gehört meiner Liebsten. Und die wollte das Ding eigentlich ganz woanders hinstellen. Kann sein, dass der Küchenradiofernseher weiter der Radio-Platzhirsch bleibt…

Nachtrag: Der 4 Euro teure „Plugplayer“ zapft den Medienserver an – und das nicht nur für Musik, sondern er gibt auch anstandslos Video wieder – anders als die PS3, die ja im Zusammenspiel mit dem mühsam installierten „Mediatomb“-Server gelegentlich etwas zickt und stockt. — Zugegeben: das hochkantige Bild des iTouch garantiert für Nackenstarre…

Abenteuer Wohnzimmer: Mac-Medienserver von PS3 gesucht

Nachtrag, April 2010: Die hier beschriebene Software ist meines Erachtens inzwischen überholt; der Java PS3 Media Server von shargr4th ist nicht nur deutlich komfortabler als alle hier beschriebenen Lösungen, er ist einfach zu installieren, für alle größeren Plattformen erhältich und sogar eingedeutscht. Also: why bother.

He, es gibt nichts zu lesen hier! Geh weg! Schsch!

Eine neue Mitbewohnerin ist im Haus. Und sieht traumschön aus:

Meine PS3

Da die neue PS3 aber nicht nur schön aussehen soll, sondern beispielsweise auch Filme abspielen, die anderswo liegen, wandert der Minimac-Wohnzimmer-PC auf meinen Schreibtisch und darf ab jetzt Arbeitspferd spielen. Außerdem will ich ihn zu einem Mediaserver umrüsten, der mit der PS3 anstandslos zusammenarbeitet – und mit den anderen Geräten im Haus natürlich auch.

Bildschirmanzeige - 1 Medienserver gefundenUm es vorweg zu nehmen: Die Operation ist gelungen, alles funktioniert großartig. Allerdings hat sich der Weg dorthin als mittelschweres Abenteuer entpuppt – inklusive größerer Konfigurierkämpfe und ausgewachsener Quellcodeübersetzungsschlachten.

Drei Medienserver-Systeme für dem Mac habe ich in Betracht gezogen:

Es ist dann am Ende doch das Open-Source-Produkt geworden – und nicht aus Kostengründen. Aber wie eingangs erwähnt: der Weg dahin war ein Abenteuer. Lies und lerne. Weiterlesen

Leserversteher: Bild pusht Flip-Konkurrenten

Berlin (ots) – Für BILD.de optimierte Vado-Pocketcam von Creative ab 4. Dezember 2008 bei Lidl
Nach dem großen Erfolg der 1414-Leserreporter im Fotobereich erweitert BILD die Leserbeteiligung jetzt um bewegte Bilder. Die technischen Voraussetzungen dafür bietet eine preisgünstige und leicht zu bedienende Videokamera, die der Hersteller Creative in Kooperation mit BILD.de ab 4. Dezember 2008 in 3000 Lidl-Filialen anbietet. Das Besondere an der „BILD.de Leserreporter-Kamera“ für 69,99 Euro ist die Upload-Möglichkeit von Videos auf das Online-Portal von BILD.

Muss man das Gerätchen als Massenverdummungswaffe sehen – oder spricht da nicht eher jemand eine Einladung zum kreativen Basteln aus?

Halten wir fest: hinter dem Lidl/Bild-Angebot versteckt sich eine Creative Vado [Hersteller]. Die kostet sonst auf dem deutschen Markt rund 100 Euro, in den USA 100 Dollar – das Lidl-Angebot ist also ein Schnäppchen, auch wenn man dafür das Prekariatsbranding ertragen muss. Über die Bildqualität sind die Meinungen geteilt – während Gizmodo ein Urteil klar zugunsten der Flip fällte, sehen diese Rezensenten die Vado leicht vorn.

Und hier ein Video von einem, der mal beide Kameras nebeneinander gehalten hat – und die Vado ebenfalls nicht besonders bildstark findet.

Halten wir fest: ähnliche Geräteklasse, ähnliche Probleme. Auch die Vado hat ein Billigmikro und eine Einfachstoptik – und bei 70 Euro ist das finanzielle Risiko absehbar. Wird gekauft und geschleift – sie barmt ja geradezu danach, aus ihrem „Bild“-Gehäuse-Gefängnis befreit zu werden.

1984 zum kleinen Preis? Über die gesellschaftliche und mediale Seite der ganzen „Leserreporter“-Aktion kann man sich ja mit Recht Gedanken machen – der Bastler in mir ist pro.

Nachtrag: Wahre Worte von Mercedes Bunz (über medienlese.com):

Tatsächlich sind die eindringlichsten Bilder der letzten Ereignisse allesamt von Laien aufgenommen worden. Egal ob 09/11 oder der Tsunami 2004, egal ob Abu Ghraib oder die Hinrichtung Sadam [sic] Husseins, es waren private Aufnahmen, die Geschichte geschrieben haben. Und ja, diese Entwicklung muss man ernst nehmen. Das bedeutet nicht, dass man den Leser Bild-alike mit schlechtem Billigmaterial ausstatten muss.

Hacking the Flip for fun and profit

Die allseits beliebte Einknopfkamera Flip getestet und die ersten Codecstürme überstanden – Zeit für eine kurze Blogschau zum Thema „Aufbohren“: Überlegungen, wie man die Grenzen der Flip überschreitet.

Als da wären:

  • Die Flip ist viel zu leicht. Freihändig aufgenommene Szenen, zumal ruhige, wackeln wie der sprichwörtliche Kuhschwanz (vorausgesetzt, die Kuh ist auf Turkey und über das übliche Schlachtalter um Jahre hinaus). Was besonders schade ist, da sich die Einfach-Kamera besonders für ruhige, sonnendurchflutete Bilder anbietet.

Abhilfe: Eine „Steadicam“ – oder zumindest was in der Art. Richtige Steadicams® gleichen die Bewegungen des Körpers über eine Pendelmechanik und ein Gegengewicht aus – und halten die Kamera so wunderbar ruhig. (Eine der ersten Steadicam-Kinoszenen – und bis heute eine der eindrucksvollsten – ist in Kubricks „The Shining“ zu sehen: der Flug der Kamera hinter dem Dreirad des kleinen Danny. Schauder. – Gedreht hat sie Garrett Brown, der Erfinder der Steadicam [mehr], sein Bericht über die Dreharbeiten hier. Zitat: „I realized by the afternoon of the first day’s work that here was a whole new ball game, and that the word „reasonable“ was not in Kubrick’s lexicon.“ Aber ich schweife ab.)

Nun kostet ein SC-System über 3000 Dollar und sähe mit der Flip auch ziemlich doof aus. Aber es geht auch billiger:  Der Amerikaner Johnny Chung Lee hat das als erster in seiner „Poor Man’s Steadicam“ bewiesen. Und für den ganz kleinen Hausgebrauch tut’s ein hundsordinäres Mikrostativ mit Stahlgussfuß [Artikel bei Conrad] und dann noch ein filmisches Buch von einigem Gewicht: als besonders gut geeignet hat sich das Film-Standardwerk von James Monaco erwiesen. [Amazon]

Poorer Man's Steadicam: Standstativ mit Zusatzgewicht

Poorer Man's Steadicam: Standstativ mit Zusatzgewicht

Damit sind zwar lang noch keine Flüge möglich wie bei Kubrick – da fehlt wohl die zweite Hand – aber immerhin so was:

Und ansonsten mag’s die Flip gern solide – sie ist wie dafür gemacht, mit ein paar Gummi- oder Klebebändern an Fahrzeugen befestigt zu werden, siehe Test 1.– Problem gelöst, auf zum nächsten Punkt:

Eine Bolex mit Wechselobjektivteller

Eine Bolex mit Wechselobjektivteller

Abhilfe: Eine Lösung aus den 50ern feiert Auferstehung – das Wechselobjektiv. Mein Vater hatte so was – wenn ich mich richtig erinnere, eine Bolex, jedenfalls mechanisch für Normal 8, mit mechanischem Aufzug und eben einem Wechselteller mit drei Objektiven. Die einfache Variante hat  dieser Mountainbiker erkundet: Vorsatzobjektive.

Drittes Problem:

  • Mauer Sound. Als Kollege Kania mit der Flip auf der Clubnight war, kam am Ende nur Geknarze auf der Tonspur an – die Bässe waren für das arme Flip-Minimic zu viel. Bei anderen Gelegenheiten hätte man dem- oder derjenigen, die man vernimmt, gerne direkt ein Mikro unter die Nuschelnase gehalten, um überhaupt was zu verstehen.

Theoretisch kein Problem: wie man interne Mikros durch einen externen Eingang umgeht, kann man sich schön bei diesem Projekt anschauen, das einen Zoom-H2-Audiorekorder umbaut. Geht sicher auch bei der Flip.

Nun wird’s spannend: dafür muss man sie nämlich auseinander nehmen. Das Vorgängermodell F130W hat das schon hinter sich. Allerdings hatte diese Kamera noch Schrauben – beim Gehäuse der Flip geht’s nicht ohne Gewalt ab, und deshalb muss ich darauf verzichten, weil „meine“ Flip nur geliehen war. Aber gehen muss es! Next time.

Nachsatz: Leider habe ich trotz längerer Suche niemanden finden können, der eine Flip schon mal ganz auseinander gerissen hat. CNET, hilf!

Füg dich, Flip! Die Formaterialschlacht

Zu sagen, dass die Pure Digital Flip so ihre Eigenheiten hat, ist wie die Aussage, dass Dieter Bohlen so seine Feinde hat. Die Flip-Filmchen im Rechner weiterzuverarbeiten gestaltet sich unerwartet schwierig – zumindest unter Linux: auf dem Mac funktioniert alles ohne, unter Windows fast ohne Schwierigkeiten.

Will man einen Film aus der Flip direkt bei Youtube sehen, ist alles ganz einfach: einstöpseln, den AVI-File vom Flashspeicher direkt hochladen, fertig. Auch vorne und hinten abschneiden ist ohne weiteres möglich, mithilfe der Software, die der Hersteller direkt selbst auf der Kamera hinterlegt hat, und die unter Windows und Mac (meistens) läuft – bei mir tat sie’s unter XP mit eingeschränkten Benutzerrechten schon mal nicht.

Am Mac dagegen funktioniert’s: die Software bietet zunächst die Installation des nötigen 3ivX-Codecs an – ein grausamer Verwandter von DivX und XVid – und dann eine Einfachst-Oberfläche, mit man Videos auswählen, ansehen, vorn und hinten zuschneiden kann. Was damit leider nicht geht: das Video auch drehen. Nun rächt es sich, dass ich die Flip überkopf mit meinem Fahrrad vergummibandelt habe.

Flip über Kopf

Flip über Kopf

Normalerweise bearbeite ich unter Linux so etwas in Cinelerra – eine Software, die etwa so stabil läuft wie die Abwehr von Eintracht Frankfurt, aber immerhin Hausschwein-Qualitäten hat, weil sie fast alles frisst und in ordentliches Material verwandeln kann. Aber Cinelerra ist überfordert – es hält die AVI-Filmchen aus der Flip für irgendwas mit Quicktime und gibt nach einigen Klötzchen auf.

Wie gut, dass es Avidemux gibt – eine Universal-Umcodier- und Schneidesoftware, die ebenfalls Open Source ist und sich in Linux zuhause fühlt – unter Windows funktioniert sie übrigens ebenso gut. Mit Avidemux kann man Bilder umdrehen, Formate ändern, die Framerate konvertieren – theoretisch.

Die Praxis: Avidemux kann die Flip-Files lesen und anzeigen – nur beim Neu-Codieren tut sich die Einfach-Software sehr schwer. Die neu codierten H.264- und MP4-Files bekomme ich in Youtube und Sevenload nicht gelesen – ähnliche Schwierigkeiten hatte ich schon, als ich auf Windows-Systemen versucht hatte, sie in ein fernsehtaugliches Format zu bekommen. Da half am Ende das Universal-Codec-Frontend Super von Enrightsoft – mit Codierung ausgerechnet ins Alt-Camcorder-Format DV – aber was tue ich unter Linux?

Am Ende hilft nur Gewalt: Laden in AVIDEMUX, recodieren als MJPEG-Datei. Das Ergebnis sieht, nachdem Youtube es nochmals konvertiert hat, grausam aus – aber es ist wenigstens sichtbar. Auch eine Umcodierung in DV (Achtung! Riesige Dateien!) oder in MPEG2 (Video-Codec-Setting: DVD, Format-Setting: MPEG-PS) ist gangbar.

Einfach: Windows?

Der erste Versuch, die Flip in ihrem angestammten Revier anzubauen, scheitert: mit eingeschränkten Benutzerrechten läuft die Software von der Flip gar nicht erst los. Was auch logisch ist – der erste Schritt ist, dass sie den 3ivX-Codec ins System spielen will, sonst können die installierten Mediaplayer mit den Flip-Dateien ziemlich wenig anfangen (der unverwüstliche Allesfresser VLC mal außen vor). Also einmal mit Admin-Rechten gestartet – Danke, MachMichAdmin! – und die Sache läuft.

Zum Schnitt habe ich das Einfachst-Programm Cyberlink Power Director 3 benutzt – war mal bei einem DVD-Brenner dabei. Es spuckt am Ende MPEG-Dateien aus – natürlich auf europäisches PAL-Fernsehformat runterkonvertiert mit 25 Frames pro Sekunde, siehe oben. Also nicht unbedingt eine Qualitätsgarantie – aber ein gangbarer Weg.

  • Morgen Teil 3: Die Grenzen erweitern – Hacking the Flip

Edit, 7.1.09: hauen wir doch mal ganz schamlos einen Pingback zu Markus bei netzpolitik.org raus. Der hatte nämlich ähnliche Probleme, zudem noch unhörbaren Sound – ob’s mit der Stereo-Codierung zu tun hat? ;)

Drücken Sie jetzt auf diesen Knopf: Filmen mit Flip

Viel Gerausch um ein Elektronikspielzeug: Die Flip von Pure Digital ist eine Videokamera mit genau einem relevanten Knopf – Aufnahme an/aus. Alles andere tut sie selbst; sie hat keine beweglichen Teile und stellt alles automatisch ein. Außerdem kostet sie nicht viel. Selbst professionelle Kameraleute attestieren ihr Brauchbarkeit. Ein Hit: In den USA ist sie inzwischen die meist verkaufte Videokamera, hier hat sie bisher nur Begehrlichkeiten geweckt – unter anderem bei mir. Jetzt habe ich eine zum Testen.

Die mit dem Knopf: Ultraleichtcamcorder Flip Mino

Die mit dem Knopf: Ultraleichtcamcorder Flip Mino

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