Dass Twitter IMHO nur unter bestimmten Bedingungen als Breaking-News-Medium reüssiert, habe ich dargelegt, Über den famosen Newsletter „Online Journalism Review“ werde ich aufmerksam darauf, wie man es ins Positive wenden kann: die Journalistikprofessorin Mindy McAdams hat „10 Fakten über Journalismus heute“ zusammengestellt (in, wie ich ergänzen möchte, Breaking-News- Situationen) [meine Übersetzung.]:
Das neueste, die „breaking news“, sind eher online als im Fernsehen.
Breaking news – besonders Katastrophen und Terrorattacken in Städten – werden als erstes von journalistischen Laien berichtet.
Diese Laien liefern weiter aktuelle Informationen, auch nachdem die Profi-Journalisten am Ort des Geschehens erschienen sind.
Mobiltelefone werden zunächst das Hauptmedium für Reportagen sein, und das wird möglicherweise stundenlang so bleiben.
Wenn diese Mobiltelefone eine mobile Internetverbindung aufbauen können, sind sie ein deutlich flexibleres Werkzeug.
Fotos, die Bürger vom Geschehen gemacht haben, sind ausdrucksstärker als die meisten Videos.
Das eine richtige Video wird so oft abgerufen, dass die Server zusammenbrechen [Mindy McAdams ergänzt, das sei wohl in Bombay nicht passiert, was eine meiner Thesen stützt: diesmal keine starken Livebilder].
Gestreamtes Live-TV ist in der Krise ein regelrechter Magnet für Nutzer (1,4 Mio. Abrufe von CNN live).
Zeitungsreporter sollten in einer solchen Situation übers Telefon ihre Texte diktieren können. Wenn sie in den Newsroom durchkommen, könnte das nötig sein.
Das Web-Team muss auf diese Art Krise vorbereitet sein.
Twitter ist das neue CNN. Dieser Grundton zieht sich nach den Terroranschlägen von Bombay durch eineganzeReihevon Artikeln: jetzt haben’s die sozialen Netze den „alten Medien“ aber mal so richtig gezeigt. Abgesehen davon, dass ich die Diagnose nicht ganz teile – die Live-Bilder der indischen CNN-Tocher IBN waren eine Primärquelle und wurden von vielen Twitterern immer wieder zitiert: vermutlich ging es mir, wie es vielen gegangen ist – was unter #mumbai zu lesen war, von Menschen aus Bombay – das ging unter die Haut. Trotzdem denke ich, dass dieses Ereignis eine Reihe von Besonderheiten hatte, die Twitter zupass kamen:
Großereignis mit globaler Reichweite. Eine Gruppe von Terroristen überfällt eine ganze Stadt – dieses Ereignis war ein asiatischer 11. September, ein singuläres Ereignis, das die Aufmerksamkeit eines Großteils der Weltöffentlichkeit absorbiert. Es wäre ungleich schwerer, die Twitter-Feeds zu einem Skandal um eine örtliche Umgehungsstraße zusammenzusuchen.
Breaking News. Eine aktuelle Entwicklung mit Hunger nach ständigen Updates.
Erleben, nicht Fakten. Es gab kaum gesichertes Wissen – alles, was es zu transportieren galt, waren Eindrücke von Betroffenen. Emotionen. Gerüchte. Erlebnisse.
Geringe Manipulationgsgefahr. Twitter konnte hier zur Nachrichtenquelle werden, weil das, was transportiert wurde, nicht disputiert wurde. Viele Stimmen, die sich gegenseitig ergänzten – und kein Interesse daran hatten, der Sache einen „Spin“ zu geben.Möglich wurde das durch den nächsten Punkt:
Viele direkt Betroffene behielten funktionierende Mobiltelefone. Auch das nicht selbstverständlich: dass die Geiseln im Taj Mahal Hotel noch twittern konnten. Und wollten. Und durften. (Bei vielen berichtenswerten Ereignissen ist ja gerade das Problem, dass nur ein kleiner Kreis sagen kann, was eigentlich passiert ist.)
Vergleichsweise schwache Live-Bilder. Jeder erinnert sich daran, wie wir am 11. September auf den Fernseher gestarrt haben – weil es da immer wieder diese Bilder gab, die alles aussagten. Ein Ort, zwei Türme – und immer wieder diese schrecklich sonnigen Bilder mit Rauch vor strahlend blauem Himmel. Die Bilder aus Bombay waren weniger eindeutig, weniger einprägsam: sie sagten nichts aus.
Die Situation war also geradezu maßgeschneidert für ein Medium wie Twitter.
Twitter, würde ich behaupten, hat seine Stärken bei einer eng begrenzten Klasse von Ereignissen – Terroranschläge (und vielleicht noch einige Naturkatastrophen). Mag man dem Ökonomen Bruno Frey darin folgen, dass Terrorismus vor allem darauf zielt, ein Medienereignis zu generieren – dann käme man nicht umhin, zu sagen: Twitter ist ein neuer, nicht zu kontrollierender Helfershelfer der Überzeugungskiller dieser Welt. Was natürlich Quatsch ist.
Unter dem Strich: Mit „Bürgerjournalismus“ hatte das nichts zu tun. Das, was Journalismus ausmacht – die Auswahl, das Wichtige zusammenführen – das musste trotzdem noch geleistet werden, auch wenn dank Twitter, Flicker und Co. unglaublich viele Stimmen von Beteiligten direkt und in Echtzeit verfügbar waren. Die besser aufgestellten unter den Medien haben das erkannt und die Tweets genutzt, wie sie auch Interviews und Voxpops genutzt hätten – als Quelle, auf die man verweist und die man da nutzt, wo man ihr trauen kann.
Etwas wächst
Faszinierend finde ich, dass Twitter dafür ja nie gedacht war. Das, was das Online-Gezwitscher zur Quelle werden ließ, ist die Möglichkeit, seine Botschaften einer Gruppe zuzuordnen – über ein so genanntes „#Hashtag“, ein Schlagwort, dem man ein „#“-Zeichen voranstellt. Dies ist keine eingebaute Eigenschaft von Twitter – es ist eine reine Konvention. Was nützlich ist, bewährt sich – die Stärke der sozialen Netze ist, dass sie mediale Evolutionsbeschleuniger sind.
Berlin (ots) – Für BILD.de optimierte Vado-Pocketcam von Creative ab 4. Dezember 2008 bei LidlNach dem großen Erfolg der 1414-Leserreporter im Fotobereich erweitert BILD die Leserbeteiligung jetzt um bewegte Bilder. Die technischen Voraussetzungen dafür bietet eine preisgünstige und leicht zu bedienende Videokamera, die der Hersteller Creative in Kooperation mit BILD.de ab 4. Dezember 2008 in 3000 Lidl-Filialen anbietet. Das Besondere an der „BILD.de Leserreporter-Kamera“ für 69,99 Euro ist die Upload-Möglichkeit von Videos auf das Online-Portal von BILD.
Halten wir fest: hinter dem Lidl/Bild-Angebot versteckt sich eine Creative Vado [Hersteller]. Die kostet sonst auf dem deutschen Markt rund 100 Euro, in den USA 100 Dollar – das Lidl-Angebot ist also ein Schnäppchen, auch wenn man dafür das Prekariatsbranding ertragen muss. Über die Bildqualität sind die Meinungen geteilt – während Gizmodo ein Urteil klar zugunsten der Flip fällte, sehen dieseRezensenten die Vado leicht vorn.
Und hier ein Video von einem, der mal beide Kameras nebeneinander gehalten hat – und die Vado ebenfalls nicht besonders bildstark findet.
Halten wir fest: ähnliche Geräteklasse, ähnliche Probleme. Auch die Vado hat ein Billigmikro und eine Einfachstoptik – und bei 70 Euro ist das finanzielle Risiko absehbar. Wird gekauft und geschleift – sie barmt ja geradezu danach, aus ihrem „Bild“-Gehäuse-Gefängnis befreit zu werden.
1984 zum kleinen Preis? Über die gesellschaftliche und mediale Seite der ganzen „Leserreporter“-Aktion kann man sich ja mit Recht Gedanken machen – der Bastler in mir ist pro.
Nachtrag: Wahre Worte von Mercedes Bunz (über medienlese.com):
Tatsächlich sind die eindringlichsten Bilder der letzten Ereignisse allesamt von Laien aufgenommen worden. Egal ob 09/11 oder der Tsunami 2004, egal ob Abu Ghraib oder die Hinrichtung Sadam [sic] Husseins, es waren private Aufnahmen, die Geschichte geschrieben haben. Und ja, diese Entwicklung muss man ernst nehmen. Das bedeutet nicht, dass man den Leser Bild-alike mit schlechtem Billigmaterial ausstatten muss.
Die allseits beliebte Einknopfkamera Flip getestet und die ersten Codecstürme überstanden – Zeit für eine kurze Blogschau zum Thema „Aufbohren“: Überlegungen, wie man die Grenzen der Flip überschreitet.
Als da wären:
Die Flip ist viel zu leicht. Freihändig aufgenommene Szenen, zumal ruhige, wackeln wie der sprichwörtliche Kuhschwanz (vorausgesetzt, die Kuh ist auf Turkey und über das übliche Schlachtalter um Jahre hinaus). Was besonders schade ist, da sich die Einfach-Kamera besonders für ruhige, sonnendurchflutete Bilder anbietet.
Abhilfe: Eine „Steadicam“ – oder zumindest was in der Art. Richtige Steadicams® gleichen die Bewegungen des Körpers über eine Pendelmechanik und ein Gegengewicht aus – und halten die Kamera so wunderbar ruhig. (Eine der ersten Steadicam-Kinoszenen – und bis heute eine der eindrucksvollsten – ist in Kubricks „The Shining“ zu sehen: der Flug der Kamera hinter dem Dreirad des kleinen Danny. Schauder. – Gedreht hat sie Garrett Brown, der Erfinder der Steadicam [mehr], sein Bericht über die Dreharbeiten hier. Zitat: „I realized by the afternoon of the first day’s work that here was a whole new ball game, and that the word „reasonable“ was not in Kubrick’s lexicon.“ Aber ich schweife ab.)
Nun kostet ein SC-System über 3000 Dollar und sähe mit der Flip auch ziemlich doof aus. Aber es geht auch billiger: Der Amerikaner Johnny Chung Lee hat das als erster in seiner „Poor Man’s Steadicam“ bewiesen. Und für den ganz kleinen Hausgebrauch tut’s ein hundsordinäres Mikrostativ mit Stahlgussfuß [Artikel bei Conrad] und dann noch ein filmisches Buch von einigem Gewicht: als besonders gut geeignet hat sich das Film-Standardwerk von James Monaco erwiesen. [Amazon]
Poorer Man's Steadicam: Standstativ mit Zusatzgewicht
Damit sind zwar lang noch keine Flüge möglich wie bei Kubrick – da fehlt wohl die zweite Hand – aber immerhin so was:
Und ansonsten mag’s die Flip gern solide – sie ist wie dafür gemacht, mit ein paar Gummi- oder Klebebändern an Fahrzeugen befestigt zu werden, siehe Test 1.– Problem gelöst, auf zum nächsten Punkt:
Fixfokus: nur eine Brennweite. Und damit einhergehend der Verlust von Weitwinkeleinstellungen (z.B.: großes Tier schnuffelt in die Kamera) und Fernschüssen.
Eine Bolex mit Wechselobjektivteller
Abhilfe: Eine Lösung aus den 50ern feiert Auferstehung – das Wechselobjektiv. Mein Vater hatte so was – wenn ich mich richtig erinnere, eine Bolex, jedenfalls mechanisch für Normal 8, mit mechanischem Aufzug und eben einem Wechselteller mit drei Objektiven. Die einfache Variante hat dieser Mountainbiker erkundet: Vorsatzobjektive.
Drittes Problem:
Mauer Sound. Als Kollege Kania mit der Flip auf der Clubnight war, kam am Ende nur Geknarze auf der Tonspur an – die Bässe waren für das arme Flip-Minimic zu viel. Bei anderen Gelegenheiten hätte man dem- oder derjenigen, die man vernimmt, gerne direkt ein Mikro unter die Nuschelnase gehalten, um überhaupt was zu verstehen.
Theoretisch kein Problem: wie man interne Mikros durch einen externen Eingang umgeht, kann man sich schön bei diesem Projekt anschauen, das einen Zoom-H2-Audiorekorder umbaut. Geht sicher auch bei der Flip.
Nun wird’s spannend: dafür muss man sie nämlich auseinander nehmen. Das Vorgängermodell F130W hat das schon hinter sich. Allerdings hatte diese Kamera noch Schrauben – beim Gehäuse der Flip geht’s nicht ohne Gewalt ab, und deshalb muss ich darauf verzichten, weil „meine“ Flip nur geliehen war. Aber gehen muss es! Next time.
Nachsatz: Leider habe ich trotz längerer Suche niemanden finden können, der eine Flip schon mal ganz auseinander gerissen hat. CNET, hilf!
Zu sagen, dass die Pure Digital Flip so ihre Eigenheiten hat, ist wie die Aussage, dass Dieter Bohlen so seine Feinde hat. Die Flip-Filmchen im Rechner weiterzuverarbeiten gestaltet sich unerwartet schwierig – zumindest unter Linux: auf dem Mac funktioniert alles ohne, unter Windows fast ohne Schwierigkeiten.
Will man einen Film aus der Flip direkt bei Youtube sehen, ist alles ganz einfach: einstöpseln, den AVI-File vom Flashspeicher direkt hochladen, fertig. Auch vorne und hinten abschneiden ist ohne weiteres möglich, mithilfe der Software, die der Hersteller direkt selbst auf der Kamera hinterlegt hat, und die unter Windows und Mac (meistens) läuft – bei mir tat sie’s unter XP mit eingeschränkten Benutzerrechten schon mal nicht.
Am Mac dagegen funktioniert’s: die Software bietet zunächst die Installation des nötigen 3ivX-Codecs an – ein grausamer Verwandter von DivX und XVid – und dann eine Einfachst-Oberfläche, mit man Videos auswählen, ansehen, vorn und hinten zuschneiden kann. Was damit leider nicht geht: das Video auch drehen. Nun rächt es sich, dass ich die Flip überkopf mit meinem Fahrrad vergummibandelt habe.
Flip über Kopf
Normalerweise bearbeite ich unter Linux so etwas in Cinelerra – eine Software, die etwa so stabil läuft wie die Abwehr von Eintracht Frankfurt, aber immerhin Hausschwein-Qualitäten hat, weil sie fast alles frisst und in ordentliches Material verwandeln kann. Aber Cinelerra ist überfordert – es hält die AVI-Filmchen aus der Flip für irgendwas mit Quicktime und gibt nach einigen Klötzchen auf.
Wie gut, dass es Avidemux gibt – eine Universal-Umcodier- und Schneidesoftware, die ebenfalls Open Source ist und sich in Linux zuhause fühlt – unter Windows funktioniert sie übrigens ebenso gut. Mit Avidemux kann man Bilder umdrehen, Formate ändern, die Framerate konvertieren – theoretisch.
Die Praxis: Avidemux kann die Flip-Files lesen und anzeigen – nur beim Neu-Codieren tut sich die Einfach-Software sehr schwer. Die neu codierten H.264- und MP4-Files bekomme ich in Youtube und Sevenload nicht gelesen – ähnliche Schwierigkeiten hatte ich schon, als ich auf Windows-Systemen versucht hatte, sie in ein fernsehtaugliches Format zu bekommen. Da half am Ende das Universal-Codec-Frontend Super von Enrightsoft – mit Codierung ausgerechnet ins Alt-Camcorder-Format DV – aber was tue ich unter Linux?
Am Ende hilft nur Gewalt: Laden in AVIDEMUX, recodieren als MJPEG-Datei. Das Ergebnis sieht, nachdem Youtube es nochmals konvertiert hat, grausam aus – aber es ist wenigstens sichtbar. Auch eine Umcodierung in DV (Achtung! Riesige Dateien!) oder in MPEG2 (Video-Codec-Setting: DVD, Format-Setting: MPEG-PS) ist gangbar.
Einfach: Windows?
Der erste Versuch, die Flip in ihrem angestammten Revier anzubauen, scheitert: mit eingeschränkten Benutzerrechten läuft die Software von der Flip gar nicht erst los. Was auch logisch ist – der erste Schritt ist, dass sie den 3ivX-Codec ins System spielen will, sonst können die installierten Mediaplayer mit den Flip-Dateien ziemlich wenig anfangen (der unverwüstliche Allesfresser VLC mal außen vor). Also einmal mit Admin-Rechten gestartet – Danke, MachMichAdmin! – und die Sache läuft.
Zum Schnitt habe ich das Einfachst-Programm Cyberlink Power Director 3 benutzt – war mal bei einem DVD-Brenner dabei. Es spuckt am Ende MPEG-Dateien aus – natürlich auf europäisches PAL-Fernsehformat runterkonvertiert mit 25 Frames pro Sekunde, siehe oben. Also nicht unbedingt eine Qualitätsgarantie – aber ein gangbarer Weg.
Morgen Teil 3: Die Grenzen erweitern – Hacking the Flip
Edit, 7.1.09: hauen wir doch mal ganz schamlos einen Pingback zu Markus bei netzpolitik.org raus. Der hatte nämlich ähnliche Probleme, zudem noch unhörbaren Sound – ob’s mit der Stereo-Codierung zu tun hat? ;)
Viel Gerausch um ein Elektronikspielzeug: Die Flip von Pure Digital ist eine Videokamera mit genau einem relevanten Knopf – Aufnahme an/aus. Alles andere tut sie selbst; sie hat keine beweglichen Teile und stellt alles automatisch ein. Außerdem kostet sie nicht viel. Selbst professionelle Kameraleute attestieren ihr Brauchbarkeit. Ein Hit: In den USA ist sie inzwischen die meist verkaufte Videokamera, hier hat sie bisher nur Begehrlichkeiten geweckt – unter anderem bei mir. Jetzt habe ich eine zum Testen.
Ich schäme mich ja so. Ein Anruf bei der Arcor-Pressestelle – und dann ging alles ganz schnell. Binnen sieben Werktagen hatte ich wieder Internet und Telefon, nach sieben Wochen ohne. Diverse Anrufe äußerst hilfsbereiter Mitarbeiter. Eine Gutschrift. Eine vielfache Entschuldigung für die ausgebliebenen Rückrufe. Und eine Erklärung.
Demnach haben sie mich tatsächlich im Niemandsland zwischen zwei verfeindeten Telefonkonkurrenten vergessen: Ende August: Arcor stellt einen Antrag zur Übernahme meiner Rufnummer an Versatel. Versatel reagiert nicht. Arcor lässt’s dabei bewenden. Anfang Oktober:Ich protestiere, da inzwischen netzlos. Arcor stellt erneut einen Antrag. Versatel antwortet: Nummer nicht registriert. (Klar: ist inzwischen gekündigt.) Und das war’s dann erst einmal, für lange, lange Zeit.
Das Arcor-Eskalationsteam (Abbildung: ähnlich)
Immerhin hat sich bewahrheitet, was graubärtige Forenbesucher sich hinter den schwarzen Nägeln ihrer vorgehaltenen Hand zuraunen: es existiert tatsächlich, das sagenumwobene Arcor-Eskalationsteam in Essen. Und es ist verdammt schnell. Ob die Jungs (und Mädels) wohl in ihrer Essener Zentrale in Bereitschaft gesessen haben, sich in ihren feuerroten Eskalationsteamoveralls langweilend, bis meine Beschwerde die Alarmsirenen schrillen ließen und sie die Stangen hinunter an ihre Operator-Plätze flogen, voller Adrenalin, voller Hunger, voller Helferwut? Vermutlich leider nein.Ich schätze, sie haben sich auch ohne mich nicht gelangweilt. Immerhin, es gibt sie, die Guten. Und die Verantwortlichen bei Versatel möge unterwegs stets die Handyakkudiarrhö treffen.
Fußnote über die Zaungäste: die Telekom war auch beteiligt – in Gestalt eines Technikers, der die Leitung schalten sollte. Da die aber längst funktionierte und in Betrieb war, als er auftauchte, tat er, was Telekom-Techniker so tun: wichtig mit Messfühlern wedeln, meine arme Liebste mit Technobabble verunsichern und einfach mal ungefragt eine neue Dose an die Wand schrauben. War ja schnell wieder entfernt: Ergebnisse zählen.
Der Arme: Kaum Kandidat und schon keine Zeit mehr für den Friseur. Thorsten Schäfer-Gümbel (nicht verwandt mit dem Mann mit der Ente) bei seinem gestrigen Anstandsbesuch in Berlin.
Die wunderschöne Steampunk-Tastatur von Jake von Slatt (Q: steampunkworkshop.com)
„Was unser Spiel auszeichnet, sind glaubwürdige Charaktere und eine packende Story…“ – sagt (auf der GC) ausgerechnet Todd Hollenshead, Chef der Ballerpornofirma id software. Klingt ein wenig, als hätte Larry Flynt sich mit Marcel Reich-Ranicki verbrüdert.
[media=2 height=20]
Auch im Porno-Geschäft hat man keine besonders gute Erfahrung gemacht mit gut geschriebenen Geschichten und Dialogen – das ist einfach nicht, was der Kunde bei einem Pornofilm sucht. Autoren sind teuer. Steckt man das Geld lieber in einen Star der Branche. Warum also sollte das bei games besser laufen – wo der Kick im Klick liegt? Zumal der Versuch, Original-Inhalte aus Spielen zu verfilmen, bislang eher in der Trashecke liegen blieb – ich sage nur: Uwe Boll – und ich sage voraus, dass auch Geek-Gott Peter Jackson mit seiner „Halo“-Verfilmung spektakulär und lautstark auf dem harten Boden der künstlerischen Realität aufschlagen wird.
Und doch gibt es Hoffnung. Zum einen ist da die Erfolgsgeschichte des Comics: vom schnellen Strip in der Zeitung über Allmachtsphantasien für funktionelle Analphabeten zur „graphic novel“ und anerkannten künstlerischen Ehren – gerade habe ich den (20 Jahre alten!) „Dark Knight“ von Frank Miller wieder zurückbekommen und staune zum x-ten Mal, wie gut das Ding ist – und die Stories von Alan Moore lassen sich vermutlich überhaupt nur im Comic umsetzen. Also, warum soll das mit Spielen nicht auch möglich sein?
Die Einsicht, dass es in Spielen ein paar grundlegende Probleme mit dem Erzählen guter Geschichten gibt, verdanke ich einem längeren Gespräch mit Jan Wagner von Cliffhanger Productions. Als da wären:
Linearität vs. Interaktivität. Entweder man hält den Spieler eng an der Story und beschneidet damit die Möglichkeiten – all die komischen Säulen, Falltüren und Mauern, die in Half-Life so hinter einem zu- und umfallen. Jan Wagner nennt das „Straßenbahnspiel“. Oder man zwingt in einer scheinbar freien Welt den Spieler immer wieder, durch Story-Punkte zu gehen, die dann noch willkürlicher daherkommen – Gothic 3. Oder man verzichtet gleich ganz auf eine Story – und macht das Setting zur Story, siehe GTA.
Alternative Story-Verläufe sind verdammt teuer. Bioshock hat zwei alternative Enden, „The Witcher“ bietet acht verschiedene Enden und ein Netz aus verschiedenen Storypfaden. Nun ist es in Zeiten knapper Produktionsbudgets und kommerzieller Erfolgsraten unter 30 Prozent wirtschaftlicher Selbstmord, Geld für Spieleumwelten auszugeben, die ein Großteil der Spieler nie zu sehen bekommt.
Zu kleiner Markt, zu knappe Budgets. Guillermo del Toro ist ein höflicher Mensch – aber auch ein leidenschaftlicher Gamer, und auf der GC bekam die zweite Eigenschaft die Oberhand, als er das Spiel zum neuen „Hellboy“-Film kommentieren sollte. Ein Problem nicht des Produzenten und der Ideen, sondern des Aufwands – will man eine Geschichte ordentlich umsetzen, muss man A-Budgets aufwenden und nicht B-Budgets; del Toro vergleicht das mit der Frühzeit der Comics. Zu wenig Geld also für gute Geschichten – ganz besonders hier: Deutschland ist ein kleiner Markt mit kleinen Produzenten – deutsche Geschichten interessieren einfach zu wenig potentielle Käufer. Hätte man den Deutschen Herbst auch in ein Spiel umwandeln können, ohne flach, gewaltverherrlichend oder didaktisch zu werden? Interessante Frage. Sicher nicht als Ego-Shooter – was zum nächsten Punkt führt:
Die Dramaturgie muss auch als Spielprinzip funktionieren. Oft genug beklagt: es gibt nur eine Handvoll gut eingeführter Spielmechaniken – Adventure, Plattformspiel bzw. Jump&Run, Shooter, Beat-em-up etc. Die Geschichte muss dazu passen – eine noch so atmosphärisch erzählte, dichte Geschichte mit flachem Gameplay hat kaum Erfolgsaussichten. (Oh: hat da jemand „Bioshock“ gesagt? Point taken…)
Schwache Identifikation mit dem Spielecharakter. Gegen das, was meine Spielfigur tun muss, um die Geschichte zu absolvieren, kann ich mich nicht wehren – darunter leidet die Identifikation. Deswegen sind viele Helden entweder Stereotypen a la Duke Nukem oder Brüder im Geiste von Gordon Freeman – der Mann ohne Eigenschaften des Digitalzeitalters. Das schwächt die emotionale Bindung an den Spielecharakter – wie stark die wirken kann, wenn sie wirkt, zeigen Online-Rollenspiele.
Trotzdem: Erfolg versprechende Anreize sind da. Und ich bin Markt, zumindest ein Teil davon: ein Blick ins Spieleregal zeigt Max Payne 2, Half Life 2, natürlich Portal (Portal! GladOs – was für ein Schurke!), Bioshock, Dreamfall – um nur ein paar zu nennen…
Stelle beim Blick in die Frühstückstaz mit großer Belustigung fest, dass diese Zeitungs-Titelseite allein vor gerade 25 Jahren ausgereicht hatte, um meinen protofaschistoiden Englischlehrer in den Ehrentod zu treiben. Nicht eine Schlagzeile hier, die in WASPville nicht für helle Entrüstung sorgen würde. (Okay, eine vielleicht.)
This website uses cookies to improve your experience. We'll assume you're ok with this, but you can opt-out if you wish.AcceptRead More
Privacy & Cookies Policy
Privacy Overview
This website uses cookies to improve your experience while you navigate through the website. Out of these, the cookies that are categorized as necessary are stored on your browser as they are essential for the working of basic functionalities of the website. We also use third-party cookies that help us analyze and understand how you use this website. These cookies will be stored in your browser only with your consent. You also have the option to opt-out of these cookies. But opting out of some of these cookies may affect your browsing experience.
Necessary cookies are absolutely essential for the website to function properly. This category only includes cookies that ensures basic functionalities and security features of the website. These cookies do not store any personal information.
Any cookies that may not be particularly necessary for the website to function and is used specifically to collect user personal data via analytics, ads, other embedded contents are termed as non-necessary cookies. It is mandatory to procure user consent prior to running these cookies on your website.