7 Apple-][-Spiele, die man WIRKLICH gespielt haben sollte

Es ist der “Editors Pick” im heutigen Wired-Newsletter: eine Liste mit Spielen für den Ur-Heimcomputer Apple II. Alle bei Archive.org hinterlegt und dort über den Online-Emulator spielbar wie damals. Perfekte Retro-Clickbait, zumal das Rezept so einfach zu übertragen war

Es gibt nur ein Problem mit dem Post: Die Liste ist Scheiße.  

Hat der eigentlich je einen Apple II gesehen, geschweige denn darauf gespielt? Ich sage das als jemand, der seinen Apple II wirklich geliebt hat – und sich sehr darüber wundert, wenn da mal fröhlich behauptet wird, der Apple hätte hochauflösend nur 2 Farben zur Verfügung gehabt. (Es waren fünf, und lasst mich jetzt nicht vom Farbraum-Bit anfangen, weil… naja, ich reagiere empfindlich auf so was.) Zugegeben, das sind Mäkeleien, die schlecht nach altem Geek riechen. Und über Geschmack soll man nicht streiten, schon gar nicht bei persönlichen Zusammenstellungen. Aber ich finde schon auffällig, dass auf der Liste fast ausnahmslos Portierungen von anderen Systemen stehen, und dann nicht mal gute – meiner unmaßgeblichen Meinung nach. 

Deswegen ohne weitere Vorrede eine Liste von sieben Spielen, von denen ich meine, dass man sie kennen sollte – Spiele, an denen mein Apple II und ich nicht vorbeikamen. Leider sind nicht alle bei archive.org. Aber zu finden sind sie trotzdem. 

(Und weil ich gerade nur iPad und Handynetz habe, habe ich keine Lust, Bilder zu suchen.)

1. Choplifter

Ich erinnere mich noch, wie ich das Spiel zum ersten Mal an einem Stand der Hobby Elektronik in Stuttgart gesehen habe und wie vom Donner gerührt war: So smooth, mit so bruchlosem Gameplay – das fühlte sich erstmals wirklich an wie ein Spiel am Automaten und nicht wie eine mangelhafte Kopie. Das Spiel war so gut, dass es auch den Sprung auf den PC gut überlebt hat – dort oder am C64 haben es wohl die meisten kennen gelernt. Aber es stammt vom Apple!

(Choplifter bei archive.org)

2. Dieses Spiel von Jordan Mechner

Lasst uns nicht über Prince of Persia sprechen. Ein nahezu perfektes Videospiel, gemessen an den Möglichkeiten seiner Zeit. Es hatte seinen Ursprung auf dem Apple II, auf dem Jordan Mechner schon ein paar ziemlich fiese Tricks einsetzen musste, damit die Kampf-Animationen so flüssig liefen – erst neulich hat er den Source-Code zufällig wiederbekommen und geriet selbst ein wenig ins Schwärmen – aber bekannt und berühmt geworden ist es auf dem PC. Deswegen lieber ein Wort über Jordan Mechners erstes Spiel: Karateka, ein Sidescroller mit nettem Kampfsystem, technisch und ästhetisch brilliant und mit ganz, ganz viel Charme.

(Karateka bei archive.org)

3. Aztec

Action-Adventure-Platformer. Hinter diesen drei dürren Worten versteckt sich ein Spiel, das den eben erwähnten und 7 Jahre später entstandenen Prince of Persia in vielem hinter sich lässt: Der an Indiana Jones angelehnte Held kämpft sich durch ein Atztekengrab, randvoll mit Schatzkisten, Fallen, Pantern, Schlangen, Krokodilen und anderen Nettigkeiten, bewaffet mit nichts als seiner Peitsche, seinem Revolver, einer Machete und ein paar Dynamitstangen. Ja, Dynamitstangen! Ein Riesenspaß, der es nie auf den PC geschafft hat. Schade. 

(Aztec bei Virtual Apple – Emulation über ein Browser-Plugin)

4. Bilestoad

Killerspiele? Ha! Zwei Gladiatoren stapfen durch eine futuristischen Arena, in der Flugscheiben und Teleportpunkte verteilt sind, und hauen mit der Axt aufeinander ein, bis ein Arm am Boden liegt (oder auch der Kopf). Große Blutflecken. Und zu allem düdelt “Für Elise”. Man sieht den Kämpfer in der Draufsicht und kontrolliert die Bewegungen, den Schwert- und den Schildarm. Ein merkwürdiges Spiel. Angeblich ist der Name eine Verballhornung von “Beilstod”. Das Ganze ist so abgedreht, dass nicht nur 15-Jährige daran eine Menge Spaß haben können. Und der Ruch des Verbotenen!

(Bilestoad bei Virtual Apple – Emulation über ein Browser-Plugin)

5. Apple Panic

Wenn schon Portierung, dann schräg. Diese Variante des Arcade-Klassikers Space Panic dreht sich um wild gewordene, naja, Äpfel. Die man einbuddeln und durch die Plattformen klopfen muss, um sie zu besiegen. Ein Spiel, das mir beibrachte, dass man auch die Generation meiner Eltern zum Zocken bringen kann. 

(Apple Panic bei archive.org)

6. Hitch Hiker’s Guide to the Galaxy

Dieses Spiel kann einen WAHNSINNIG machen. Zumal es ja zur Zeit seiner Entstehung noch kein Internet zum Nachgucken gab. Wie alle Adventure-Spiele von Infocom mit einem intelligenten Parser und ziemlich hinterhältigem Humor, aber ohne Grafik. Von Douglas Adams selbst mitgeschrieben. Übrigens war Douglas Adams nicht der einzige Bestseller-Autor, der ein ziemlich gutes Händchen bei der Umsetzung eines eigenen Buchs in ein Spiel hatte – auch Michael Crichton hat ein Adventure mitgeschrieben, das bemerkenswert ist. Auf andere Art. 

(Hitch Hiker’s Guide to the Galaxy, 30th Anniversary Version der BBC)

7. Pinball Construction Set

Flipper! Am Computer! Nicht nur spielen, sondern selber bauen. Mit virtueller, selbst verlöteter Logik. Okay, die Physikengine ist etwas unzureichend – der Ball kommt dank Rundungsfehlern nie wirklich zur Ruhe – und es bleibt das Grundproblem, dass Flipper sich auf einem Querformat-Bildschirm einfach nicht gut spielen – aber die unzähligen Möglichkeiten, etwas auszuprobieren! Und die üben einen unglaublichen Sog aus. Der Wert dieses Spiels, bei all seinen Fehlern, besteht darin, eins der ersten Sandbox-Games gewesen zu sein.

(Pinball Construction Set bei Virtual Apple – Emulation mit Browser-Plugin

Bonus: Dragon Maze

Das erste Spiel, das ich auf dem Apple II gespielt habe – kurz nach dem Weihnachtsabend, an dem ich die Kiste (gebraucht) von meinen Eltern bekam. Und das erste, das ich verändert habe. Dieses Spiel gab es als Listing – abgedruckt im “Red Book”, im Original-Handbuch zum Apple II (in dem sich auch seitenweise Source Code der internen Routinen des Apple fanden, und viele andere Geheimnisse). Es war in Basic geschrieben und passte in wenige Kilobyte. Okay, die Klötzchengrafik war eher bescheiden – aber es ließ die Wand zwischen Gamern und Codern ganz, ganz dünn und durchsichtig werden. Und viele sind durchgeschlüpft.